Grußwort von Dekan i.R. Dr. Gerhard Schoenauer

Grußwort  -  50 Jahre Sommerkonzerte-Jubiläum

Eigentlich wollten mein Mann und ich heute dieses Grußwort gemeinsam sprechen, aber er ist leider an Corona erkrankt. Ich bin negativ getestet und so kann ich dieses Grußwort für uns beide sprechen.

50 Jahre Sommerkonzerte und wir durften sie über 20 Jahre lang genießen. Wir erinnern uns zurück:

- wie aufregend, wenn bekannt wurde, wer im neuen Jahr alles kommt, welche Chöre, welche Solisten, welche Ensembles

- dann das Eintüten der Einladungen in der Kantorei, wie viele Briefe mit Plakaten und Flyern haben wir da bestückt

- Jedes Mal auch die Sorge, ob genügend Besucherinnen und Besucher kommen

- klappt das mit der Finanzierung, zahlen Stadt und Landkreis einen ausreichenden Zuschuss

- wie toll: Weltstars kamen in unsere kleine Stadt

- ich denke an die kleinen, aber feinen Konzerte in der Klaussteinkapelle und in all den anderen Kirchen -  unvergessene Sommerabende

- immer war auch mal die Kantorei mit dabei, z.B, bei der Bauernkantate im Schulhof, ein Abend wie in Shakespeares Sommernachtstraum, wir Frauen und vor allem die Mädchen, auch unsere Töchter, waren entsprechend gekleidet, ganz romantisch mit Blumenkränzchen.

50 Jahre Pegnitzer Sommerkonzerte – was für ein Segen für Stadt, Gemeinde und Dekanat Pegnitz. Wir verdanken das Roland Weiss, der diese wunderbare Konzertreihe initiiert hat, natürlich zusammen mit seiner Frau Karin, die nicht nur im Hintergrund für Organisation und Durchführung sorgte. Wir glauben auch, dass kein Chor, kein Orchester und kein Solist hungrig Pegnitz verlassen musste. Und wir sind dankbar, dass Herr Fuhr das weitergeführt hat und weiterführt – im Kirchenboten konnten wir ja lesen, was da alles dranhängt.

Musik öffnet uns den Himmel. Das haben wir erfahren dürfen. Die Musik zieht durchs Ohr in mein Herz hinein wie auch die Liebe wie auch Gott selbst. Und manchmal kann man sie kaum voneinander unterscheiden: die Musik, die Liebe und Gott. Das Christentum ist eine singende Religion. Keine andere Religion hat in seiner Geschichte und in der von ihr geprägten Kultur solche welterschütternde, herzerwärmende, geistbelebende Musik hervorgebracht- überall auf der Welt gesungen und gespielt. Die gregorianischen Chöre, die Festlichkeit Georg Friedrich Händels. Die Lebenslust von Antonio Vivaldi, das Lob Gottes, das Johann Sebastian Bach in unseren Mund, in unser Herz legt, mitreißende Rhythmen von Gospels, Jazz und Swing. Die himmelstürmenden Klangwelten der Orgel, das Jubilieren, Triumphieren, Schluchzen, Streicheln, Klagen und Anbeten der menschlichen Stimmen und Chöre. All diejenigen, die in den Chören singen, sei es in Pegnitz oder sonst wo auf der Welt, tun das Gleiche wie damals die Jünger und Jüngerinnen Jesu: Sie gehen und verkündigen sangesfreudig den Sieg Gottes in der Welt, den Triumph der Liebe über den Tod, die Zärtlichkeit Gottes gegenüber all den Schwachen. Das ist unsere Stärke, das ist unser Trost:  Angesichts all der Realitäten der Welt, angesichts von Krankheit, Verlust und Verrat, angesichts all der Gräber, ja auch angesichts der furchtbaren Kriege in der Ukraine und anderswo singen wir getrost: Der Herr ist auferstanden und hat dem Leben Recht gegeben. Ja: Aller Zunge soll bekennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muss.

Das Leben zu loben und Gott zu loben für dieses Leben ist eine Grundfähigkeit der Menschen, aber sie ist nicht selbstverständlich. Lieder und Psalmen fangen manchmal mit einer merkwürdigen Selbstermunterung zum Loben und Singen an: Lobe, den Herrn meine Seele oder: Du, meine Seele singe, wolauf und singe schön.. Als ob der Mensch zwei Seelen hätte, eine fröhliche und eine traurige, eine lachende und eine weinende. Die fröhliche redet der traurigen zu: du meine schwermütige Schwester, sing. Es wird dich trösten, es wird dich verändern. Das Lob ist nicht einfach. Es lobt sich nicht von allein. Es kann jemand die Wolken dahinjagen sehen, den Wind spüren und die Sonne auf der Haut, die Blumen blühen und leuchten sehen und sie doch nicht sehen, sich nicht darüber wundern. Die Schönheit, der Glanz, das Leben wird dann nicht wahrgenommen. Die Welt wird doch dann besonders sichtbar und erlebbar, wo sie besungen wird. Die Welt, das Leben wird wie noch einmal erschaffen, indem wir sie loben. Ich will den Herrn droben hier preisen auf der Erd, ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd. Wir sind es Gott schuldig, die Schönheit dieses Lebens aufzuspüren und zu besingen: den Glanz in den Dingen zu sehen: in der Blüte des Mandelzweiges, in jeder Liebe, die gelingt, in jedem Tyrannen, der gestürzt wird. Unsere Hoffnung lebt davon, dass sie das Gelingen des Lebens sammelt und lobt und besingt..

Und weil das eine so wichtige Aufgabe ist, wünschen wir uns, dass die Sommerkonzerte erst einmal weitere 50 Jahre bestehen bleiben.

Ulrike und Gerhard Schoenauer